
Pendlerpauschale: Wenn die Politik das eigentliche Problem ignoriert
Die neue schwarz-rote Koalition plant eine Erhöhung der Pendlerpauschale von 30 auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer. Was auf den ersten Blick wie eine willkommene Entlastung für Millionen Berufspendler aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Symptombekämpfung einer verfehlten Verkehrspolitik.
Die Realität deutscher Pendler
Mark Nothum aus dem schwäbischen Renningen verkörpert das Dilemma vieler Berufstätiger. Täglich legt er 100 Kilometer zur Arbeit zurück - nicht aus Luxus, sondern aus Mangel an Alternativen. Während seine Autofahrt eineinhalb Stunden dauert, würde die gleiche Strecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln über vier Stunden verschlingen. Ein Wahnsinn, der sich täglich millionenfach auf deutschen Straßen wiederholt.
Die geplante Erhöhung würde Pendlern wie Nothum bei einer täglichen Strecke von 30 Kilometern immerhin 350 Euro mehr Steuerabzug im Jahr bringen. Doch ist das wirklich die Lösung für ein strukturelles Problem?
Ablenkungsmanöver statt echter Lösungen
Kritiker wie die Stuttgarter Klimaaktivistin Nisha Toussaint-Teachout sprechen von einem "Ablenkungsmanöver". Die wahren Probleme lägen woanders: Eine kaputtgesparte Bahninfrastruktur, fehlende Verbindungen im ländlichen Raum und eine Verkehrspolitik, die seit Jahrzehnten einseitig auf das Auto setzt.
Besonders pikant: Während jährlich tausende Kilometer neue Straßen gebaut würden, käme der Schienenausbau kaum voran. Die Folge sei eine Mobilitätsstruktur, die Menschen regelrecht zum Autofahren zwinge - um sie dann mit der Pendlerpauschale dafür zu "belohnen".
Wer profitiert wirklich?
Das Umweltbundesamt kritisiert zudem die soziale Schieflage der Pendlerpauschale. Wer gut verdient und entsprechend hohe Steuern zahlt, könne mehr absetzen. Geringverdiener, die kaum Steuern zahlen, gingen hingegen weitgehend leer aus. Eine "klimaschädliche Subvention", die ausgerechnet jene bevorzuge, die sie am wenigsten bräuchten.
Der Deutsche Landkreistag hält dagegen: Die steuerliche Absetzbarkeit berufsbedingter Kosten sei ein Grundprinzip des deutschen Steuersystems. Doch rechtfertigt das eine Politik, die falsche Anreize setzt?
Die verpasste Mobilitätswende
Studien zeigen, dass eine Mehrheit der Deutschen durchaus bereit wäre, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen - wenn denn vernünftige Alternativen existierten. Stattdessen stehen Pendler durchschnittlich 43 Stunden pro Jahr im Stau. Zeit, die produktiver genutzt werden könnte, würde die Politik endlich in eine echte Verkehrswende investieren.
Die Erhöhung der Pendlerpauschale mag kurzfristig den Geldbeutel entlasten. Langfristig zementiert sie jedoch ein System, das weder ökonomisch noch ökologisch zukunftsfähig ist. Was Deutschland braucht, ist keine höhere Pendlerpauschale, sondern eine Verkehrspolitik, die Pendeln überflüssig macht oder zumindest echte Alternativen zum Auto schafft.
Solange die Politik jedoch lieber an Symptomen herumdoktert statt strukturelle Probleme anzugehen, werden Pendler wie Mark Nothum weiterhin täglich Stunden auf verstopften Straßen verbringen. Die Zeche zahlen am Ende alle - durch verlorene Lebenszeit, Umweltschäden und eine Infrastruktur, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts nicht gewachsen ist.
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