
Politisches Karussell: Ex-NATO-Chef Stoltenberg wechselt überraschend ins norwegische Finanzministerium
In einer überraschenden Wendung, die das politische Establishment aufhorchen lässt, kehrt der ehemalige NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in die norwegische Innenpolitik zurück. Der 65-jährige Politikveteran, der noch im Herbst 2024 eine Rückkehr in die heimische Politik vehement ausgeschlossen hatte, wird nun doch neuer Finanzminister Norwegens - ein Schachzug, der Fragen aufwirft.
Krisenbewältigung in der norwegischen Regierung
Der Hintergrund dieser personellen Rochade ist eine handfeste Regierungskrise. Die sozialdemokratisch geführte Koalition unter Ministerpräsident Jonas Gahr Store zerbrach Ende Januar am Streit über EU-Energieverordnungen. Die bäuerliche Zentrumspartei, bislang Juniorpartner in der Regierung, zog die Reißleine und hinterließ Store mit der undankbaren Aufgabe, gleich acht Ministerposten neu zu besetzen.
Vom NATO-Hauptquartier ins Finanzministerium
Stoltenberg, der von 2014 bis 2024 das westliche Verteidigungsbündnis führte, begründete seine Entscheidung mit den "aktuellen Herausforderungen" seines Heimatlandes. Eine diplomatische Formulierung, die möglicherweise mehr verschleiert als sie preisgibt. Bereits 2022 hatte der erfahrene Politiker seine Pläne, die norwegische Zentralbank zu leiten, aufgrund der russischen Invasion in die Ukraine aufgeben müssen.
Münchner Sicherheitskonferenz muss warten
Besonders pikant: Eigentlich sollte Stoltenberg ab Mitte Februar den Vorsitz der prestigeträchtigen Münchner Sicherheitskonferenz übernehmen. Diese Position wird nun auf Eis gelegt - ein deutliches Zeichen dafür, welche Priorität die innenpolitische Situation Norwegens für ihn hat.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob Stoltenberg als Finanzminister ähnlich geschickt agieren kann wie als NATO-Chef. Seine erste Bewährungsprobe könnte die Abwendung drohender US-Zölle auf norwegische Produkte sein.
Politische Wetterlage in Norwegen
Mit Blick auf die im September anstehende Parlamentswahl könnte Stoltenbergs Ernennung als strategischer Schachzug der Sozialdemokraten interpretiert werden. Seine internationale Erfahrung und sein politisches Gewicht könnten der angeschlagenen Regierung neuen Auftrieb verleihen. Allerdings sieht die norwegische Verfassung keine vorzeitigen Neuwahlen vor - ein Umstand, der die politische Dynamik zusätzlich verkompliziert.
Die Berufung Stoltenbergs zeigt einmal mehr, wie eng die Verflechtungen zwischen internationaler und nationaler Politik sind. Ob dieser überraschende Karriereschritt dem Land die erhoffte Stabilität bringen wird, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch gewiss: Das politische Parkett in Oslo ist um eine interessante Personalie reicher.

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