
Diplomatisches Schachspiel: Geheimdienstchef wird Vatikan-Botschafter, Ex-VW-Lobbyist geht nach Washington
Die Bundesregierung plant eine umfassende Personalrochade auf den wichtigsten diplomatischen Posten weltweit. Was auf den ersten Blick wie eine routinemäßige Umbesetzung aussieht, offenbart bei genauerer Betrachtung ein bemerkenswertes Muster: Deutschland schickt seine vermeintlich besten Köpfe in die Welt – doch die Auswahl wirft Fragen auf.
Vom Geheimdienst in den Kirchenstaat
Der bisherige Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl, soll neuer deutscher Botschafter beim Heiligen Stuhl werden. Ein Geheimdienstchef als oberster Diplomat im Vatikan? Diese Personalie lässt aufhorchen. Seit 2016 leitet Kahl den BND – eine Zeit, in der Deutschland sicherheitspolitisch vor enormen Herausforderungen stand. Nun soll er seine Expertise in die diplomatischen Gefilde des kleinsten Staates der Welt einbringen.
Man könnte meinen, die Bundesregierung habe ein besonderes Faible für ungewöhnliche Karrierewege entwickelt. Oder steckt mehr dahinter? Der Vatikan ist schließlich nicht nur ein spirituelles Zentrum, sondern auch ein Knotenpunkt internationaler Diplomatie mit einem der ältesten und effektivsten Nachrichtendienste der Welt.
Der Autolobbyist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Noch interessanter gestaltet sich die Personalie für Washington: Jens Hanefeld, derzeit Botschafter in Äthiopien, soll Andreas Michaelis in den USA ablösen. Das Pikante daran: Hanefeld verbrachte ein ganzes Jahrzehnt bei Volkswagen, wo er als Leiter der Bereiche Internationale und Europäische Politik sowie Handelspolitik tätig war. Von 2014 bis 2024 – eine bemerkenswert lange "Sonderbeurlaubung" vom diplomatischen Dienst.
Ausgerechnet jetzt, wo die Handelskonflikte mit den USA wieder aufzuflammen drohen und die Automobilindustrie im Zentrum steht, schickt Deutschland einen Mann nach Washington, der jahrelang für einen der größten deutschen Autokonzerne lobbyiert hat. Ein Schelm, wer dabei an Interessenkonflikte denkt. Immerhin dürfte Hanefeld die amerikanische Hauptstadt bestens kennen – er war bereits zweimal dort stationiert.
Das große Stühlerücken
Die Liste der Umbesetzungen liest sich wie ein Who's Who der deutschen Diplomatie. Thomas Ossowski kehrt als EU-Botschafter nach Brüssel zurück, Detlef Wächter wird neuer NATO-Botschafter, und die bisherigen Staatssekretäre Susanne Baumann und Thomas Bagger übernehmen die Botschaften in London und Rom. Ein wahres Karussell der Karrierediplomaten.
Außenminister Johann Wadephul von der CDU hat dieses Tableau vorbereitet – ein interessantes Detail, das zeigt, wie sehr die Union bereits jetzt die außenpolitischen Weichen stellt. Das Kabinett soll die Personalien diese Woche absegnen, was angesichts der aktuellen politischen Großwetterlage fast wie eine Nebensächlichkeit wirkt.
Diplomatie im Wandel der Zeit
Was sagt es über den Zustand unserer Diplomatie aus, wenn ein Geheimdienstchef in den Vatikan geschickt wird und ein langjähriger Industrielobbyist die wichtigste Botschaft der Welt übernimmt? Sind das die besten Vertreter deutscher Interessen im Ausland? Oder spiegelt sich hier eine neue Realität wider, in der die Grenzen zwischen Wirtschaft, Nachrichtendiensten und klassischer Diplomatie zunehmend verschwimmen?
Die Bundesregierung betont, es handle sich um "sehr erfahrene Diplomatinnen und Diplomaten". Das mag stimmen – doch Erfahrung allein macht noch keinen guten Botschafter. Gerade in Zeiten, in denen Deutschland international an Ansehen verliert und die geopolitischen Herausforderungen zunehmen, bräuchte es Persönlichkeiten, die nicht nur Netzwerke pflegen, sondern auch klare deutsche Positionen vertreten können.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob diese Personalentscheidungen der richtige Schritt waren. Eines ist jedoch sicher: Die deutsche Außenpolitik steht vor gewaltigen Herausforderungen – von der Neuausrichtung der transatlantischen Beziehungen bis hin zur Positionierung in einer multipolaren Weltordnung. Ob ehemalige Geheimdienstler und Industrielobbyisten die richtigen Personen sind, um diese Herausforderungen zu meistern, bleibt abzuwarten.
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